09.02.2022
Todesfalle Schutzzaun im Unteren Odertal:
Deutscher Tierschutzbund stellt Strafanzeige gegen Landrätin
Der Deutsche Tierschutzbund hat heute Strafanzeige gegen die Landrätin des Landkreises Uckermark eingereicht. Hintergrund ist der seit Wochen andauernde Streit um den zum Schutz gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) errichteten Zaun. Durch diesen sind in den letzten Wochen zahlreiche Wildtiere, die den Überflutungsbereich der Oder nicht verlassen konnten, elend ums Leben gekommen. Dennoch wird eine angemahnte Versetzung des Zauns in Teilbereichen des Nationalparks Unteres Odertal seitens des Landkreises bisher nicht durchgeführt oder als notwendig erachtet. Aus Sicht der Tierschützer erfüllt dies den Tatbestand der Tierquälerei.
„Wir gehen diesen Weg nicht gern, sehen angesichts der Untätigkeit des Landkreises Uckermark aktuell aber keine Alternative. Die Situation hat sich über Wochen kaum verändert, spätestens mit dem Frühjahrshochwasser im März steht den Wildtieren eine Katastrophe bevor, wenn jetzt nicht gehandelt wird“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Rico Lange, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Brandenburg, ergänzt: „Es ist bereits fünf nach zwölf und den Tieren muss jetzt geholfen werden. Die Verantwortlichen hatten genug Zeit, doch die bisher durchgeführten Maßnahmen sind unzureichend und wirkungslos.“
Die Verantwortlichen des Landkreises hatten am Montag in der Sondersitzung des Agrarausschusses des Brandenburger Landtags das Zerschneiden der Natura 2000-Landschaft und den qualvollen Tod von geschützten Tieren heruntergespielt. Man wolle in den nächsten Wochen das Monitoring zur Wirksamkeit der geschaffenen Rehdurchlässe und anderer Maßnahmen auswerten. Für den Deutschen Tierschutzbund und seinen Landestierschutzverband ist dies indiskutabel, da in wenigen Wochen mit weiteren Hochwasserereignissen gerechnet werden muss, was den Ertrinkungstod vieler weiterer Tiere zur Folge hätte. Zudem hätte der Landkreis vor dem Errichten der Zäune eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen müssen, um die Auswirkungen auf das eingezäunte Schutzgebiet umfassend zu bewerten. Trotz Hinweis des Umweltministeriums wurde dies jedoch unterlassen.
Sofortiges Handeln notwendig
Aus Sicht der Tierschützer muss nun sofort gehandelt werden, da bauliche Maßnahmen Zeit in Anspruch nehmen, die angesichts der bevorstehenden Hochwasserereignisse im Frühjahr knapp bemessen ist. Nur wenn der Zaun in Gebieten, die besonders vom Hochwasser gefährdet sind, schnell versetzt wird, können sich wiederholende Schmerzen, Leiden und Schäden und der Tod zahlreicher Wildtiere vermieden werden. Bereits am 11. Januar hatten sich der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband Brandenburg mit entsprechender Dringlichkeit an die zuständige Verbraucherschutzministerin gewandt und sie gebeten, aktiv zu werden. Weitere Schreiben folgten am 27. Januar an den Landkreis, das Verbraucherschutz- sowie das Umweltministerium. Auch andere Tier- und Umweltschutzorganisationen sowie die Nationalparkleitung haben schnelles Handeln angemahnt. Videos und Fotos von toten Rehen, die seit Jahresbeginn in den sozialen Medien kursierten haben zu einer bundesweiten Protestbewegung geführt; über 100.000 Menschen unterstützen eine Internet-Petition für die Versetzung eines Teils des Zauns. Bereits vor dem Bau des Schutzzauns hatte der Nationalpark auf die kommende Tragödie hingewiesen und einen Alternativvorschlag für die Route des Zauns gemacht – dieser Vorschlag fand bei den Verantwortlichen jedoch kein Gehör.
Mit freundlichen Grüßen
Pressestelle
Deutscher Tierschutzbund e.V.
In der Raste 10
D-53129 Bonn